Inge Dick- Polaroids & Black and White
Inge Dick
Polaroids & Black and White
Eröffnung:
16.9.2025, 19:00 Uhr
Eröffnungsrede: Lisa Ortner-Kreil, Kunsthistorikerin und
Literaturwissenschaftlerin
17.09. – 31.10.2025
Artisttalk
Sonntag, 5. Oktober 2025, 16:00 Uhr
Inge Dick und Thomas Seelig,
Leiter der Fotografischen Sammlung, Museum Folkwang Essen
Expert:innentalk
Mittwoch, 22. Oktober 2025, 19:00 Uhr
Magic Light – Die Faszination der Schwarzweiß – und Polaroidfotografie
Mit:
Dieter Bogner, Kunsthistoriker und Kunstsammler
Felix Hoffmann, Künstlerischer Leiter FOTO ARSENAL Wien &
Direktor FOTO WIEN
Lisa Ortner-Kreil, Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin
Tom Wallmann, Direktor der Polaroid Foundation
Moderation: Silvie Aigner, Chefredakteurin des PARNASS
Kunstmagazin
Inge Dick (geboren 1941 in Wien, lebt seit 1984 in Innerschwand am Mondsee) ist eine österreichische Malerin und Fotografin, deren zentrales Anliegen die künstlerische Sichtbarmachung von Licht ist. Im Rahmen der Foto Wien würdigt die Galerie Sturm & Schober die Künstlerin mit einer Ausstellung ihrer frühen Schwarz-Weiß-Fotografien sowie ihrer Polaroid-Fotografie.
Das Wort „Fotografie“ stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den beiden Wörtern „phōs“ (Licht) und „graphê“ (Schrift, Zeichnung) zusammen. Als Licht-Zeichnungen im ganz wörtlichen Sinne können die leisen, analytischen, stets seriell-prozessualen Arbeiten von Inge Dick auch treffend beschrieben werden.
Das Licht, das auf eine Oberfläche trifft, die Inge Dick fotografiert, lässt diese in permanent anderen Farbtönen erscheinen. Der Wunsch, die stete Veränderung und den Fluss der Zeit greifbar zu machen, führte die Künstlerin von der Kleinformatkamera, die sie ab 1982 verwendet, über das Mittelformat, mit der sie ab 1990 arbeitet, bis hin zur ihren großformatigen Polaroids: 1999 reist die Künstlerin nach Boston, um dort mit einer Großformatkamera, die weltweit nur zwei Mal existiert, Polaroids in außergewöhnlichem Format und berückender Qualität entstehen zu lassen.
Inge Dicks Polaroids sind ein hochkonzeptuelles Langzeitprojekt und gleichzeitig ein monochromes, sinnlich-farbsattes Sichtbarmachen von etwas Ephemerem: dem Licht in all seinen puren, ungesehenen Facetten.
– Lisa Ortner-Kreil
Im Rahmen der diesjährigen FOTO WIEN zeigt die Galerie Sturm & Schober eine Ausstellung mit Fotoarbeiten von Inge Dick. Die Schau ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Sie umfasst Werke, deren Entstehungszeit bis zu vierzig Jahre zurückreicht. Und sie präsentiert Schwarzweiß-Aufnahmen sowie Polaroids, die noch heute ungemein gegenwärtig und frisch wirken.
Inge Dick (*1941 in Wien) gehört zu den wichtigsten österreichischen Künstlerinnen ihrer Generation – auch wenn sie lange auf entsprechende Anerkennung warten musste. Spätestens seit ihrer Teilnahme an der wichtigen Ausstellung „Shape of Light: 100 Years of Photography and Abstract Art“ in der Londoner Tate Modern (2018) wird das Werk von Inge Dick auch international gefeiert. 2021 erhält sie im Alter von 80 Jahren den Österreichischen Kunstpreis für Künstlerische Fotografie. Im selben Jahr würdigt eine vielbeachtete monografische Ausstellung das Werk von Inge Dick in Österreich und Deutschland.
Was Inge Dick und ihr künstlerisches Werk auszeichnet, ist die ebenso genuine wie konsequente Auseinandersetzung mit dem Thema Licht. Nachdem sich die Künstlerin unter dieser Prämisse intensiv mit der Malerei beschäftigt hatte, entdeckt sie Ende der 1970er-Jahre die Fotografie für sich. Dieser Umbruch oder Neuanfang, der sie von der Malerei zur Fotografie führt, ist ebenso bemerkenswert wie naheliegend. Denn: Die Frage, wie sich Licht materialisiert, ist der Fotografie (wörtlich übersetzt als „Lichtzeichnung“) geradezu immanent. Fortan entstehen fotografische Einzelwerke und Werkgruppen, in denen Inge Dick festhält, wie sich das Licht in und vor der Kamera „abzeichnet“: ganz konkret, sehr reduziert, äußerst konzentriert, aber in Summe weit über das rein Sichtbare hinausgehend.
Die Ausstellung in der Galerie Sturm & Schober bringt diese einzigartigen Fotoarbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen zusammen. In der Arbeit „12 Stunden Tagwand“ etwa fotografiert Inge Dick das sich verändernde Tageslicht auf einem quadratischen Wandausschnitt im stündlichen Rhythmus. Das ebenfalls in Schwarzweiß realisierte Tableau „Licht – Fenster – Quadrat“ besteht aus 35 Einzelaufnahmen, in denen der Schlagschatten eines Fensterkreuzes über eine auf dem Atelierboden liegende Leinwand zieht.
Während in diesen Arbeiten das Licht wandert und sich sequenziell verändert, wirkt in ihren großformatigen Polaroids die Aura des singulären Moments. Hier vollzieht sich der „lichtbildnerische“ sowohl vor als auch in der Kamera – namentlich im fotochemischen Prozess des Polaroid-Verfahrens. Ob weiß oder blau, schwarz oder rot – diese monochromen Polaroids sind niemals nur weiß oder blau, schwarz oder rot. Und sie bestechen durch eine malerische Intensität, wie man sie von einer Fotografie nicht erwarten würde. In dem Tableau „Tagrot“ wiederum, das aus 100 SX-70-Poraroids besteht, verknüpft Inge Dick die prozesshafte Sequenzierung der beschriebenen Schwarzweiß-Arbeiten mit der Eigendynamik des fotochemischen Polaroid-Verfahrens.
– Dr. Ralf Christofori